c/o Barbara u. Gunter Hamburger
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In der Schweiz spricht man vom "Hütekonzept"
"Wenn die Befürworter der Atomenergie eine senkrechte Wand sind, wollen wir uns grenzenlos waagrecht ausbreiten."
(Ruiko Muto aus Fukushima am 19.09.2011 bei der Demonstration mit 60.000 Menschen in Tokyo)
Nach dem schrecklichen Unfall im Atomkraftwerk Fukushima, dessen Ausmaß und Folgen wir aufgrund von mangelnden und verschleiernden Informationen nur erahnen konnten, trafen sich Gabriele Kaupp, Gunter und Barbara, drei TiefenökologInnen der "ersten Stunde" und aktiv in der Anti-AKW-Bewegung seit mehr als 25 Jahren, um Gedanken und Gefühle auszutauschen. Wir erinnerten uns an die von Joanna und Fran Macy in den USA 1990 entwickelte Dia-Show – ein Wächterprojekt für atomaren Müll („Nuclear Guardianship Project“) - die wir in unseren Seminaren oft gezeigt hatten und entschlossen uns, sie neu zu machen.
Unser Engagement und unsere persönliche Motivation uns dieses häufig verdrängten Themas überhaupt anzunehmen haben wir hier zusammengefasst.
Folgende Annahmen, die wir als allgemeingültig voraussetzen, leiten uns:
"Wenn wir frei von Angst sind und der
Irrsinn des tödlichen atomaren Erbes, das wir
hinterlassen, nicht mehr abwendbar ist,
dann kann uns nichts mehr aufhalten."
(frei nach Joanna Macy, Juni 2013)
Daraus lassen sich folgende Leitgedanken für eine Konzeption der Wächterschaft von Atommüll formulieren:
Zu a. Das Vertrauen in Politik und Wirtschaft - die sogenannte Atomlobby - ist tief erschüttert. Unsere politischen und wirtschaftlichen Systeme werden die langen Zeiträume über die eine Bewachung erforderlich ist, nicht überdauern. In einer partizipatorischen Bürgergesellschaft, die eine weitgehende Beteiligung der Menschen ernst nimmt, ist die Art der Lagerung und deren Überwachung deshalb in zivile Hände zu geben, d.h. eine Form der "Wächterschaft von Atommüll" zu organisieren, die auf gemeinnütziger bzw. genossenschaftlicher Basis funktioniert.
Zu b. Wie müssen solche Lagerungsorte beschaffen sein und welche Formen der Semiotik/Kommunikation sind nötig, damit die Lagerorte über unzählige Generationen im Bewusstsein bleiben? Welche Standorte sind dafür am Besten geeignet, wenn man weite Transporte möglichst vermeiden will und es keine sicheren Endlager gibt? Welche technischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Atommüll zugänglich und im Notfall rückholbar bleibt? Fragen wie diese sind zu klären.
Zu c. Einige Orte oder Regionen auf der Erde sind zum Teil über Taussende von Jahren bis heute im Bewusstsein geblieben, von einigen kennen wir ihre ursprüngliche Bedeutung nicht mehr, und doch gehen wir davon aus, dass es alte Kultplätze, Grabstätten oder heilige Orte waren wie z.B. die Pyramiden in Ägypten, Berge wie der Uluru für die Ureinwohner in Australien, oder alte Moscheen und Kathedralen. Einige dieser Orte sind heute Pilgerstätten - Orte des Erinnerns oder des Gebets. Welche Symbolik, welche Bedeutung sind für Wächterschaftsorte notwendig, damit sie bewacht bleiben können und nicht in Vergessenheit geraten?
Unser Konzept zur Wächterschaft von Atommüll, das wir bewusst als "Entwurf" bezeichnen, setzt sich mit diesen Leitgedanken und den o.g. Fragen auseinander und möchte zur Diskussion und Auseinandersetzung anregen. Des Weiteren haben wir erste Gedanken und mögliche Schritte für ein Schulungskonzept für diese Wächterschaft formuliert - ein Anfang - wir wünschen uns dafür viele weitere Anregungen.
Sie finden das Konzept hier.
Die Formulierung ethischer Grundsätze ist ein Teil des Konzepts. Wir halten diese für unerlässlich, um eine klare Absicht für die Bewachung zu formulieren für alle, die mitmachen oder das Projekt unterstützen wollen. Mit Einverständnis von Joanna Macy haben wir diese Grundsätze von ihrer Webseite übernommen und ins Deutsche übersetzt. Vergleiche: www.joannamacy.net
Zu der ursprünglichen Konzeption des "Nuclear Guardianship Projects" in den 1990er Jahren wurde eine Dia-Show erstellt, die auf fiktive und ungewöhnliche Art und Weise mit der Idee der Bewachung vertraut machen sollte. Die Zuschauer sind eingeladen sich in einem imaginären Prozess vorzustellen, als Angehörige künftiger Generationen einen existierenden Bewachungsort in ihrer Zeit (in der Zukunft also) zu besuchen, um dort zu erfahren, wie damals alles begann. Die Dia-Show zeigt die Entstehung der "Atomgeschichte", die Auswirkungen radioaktiven fallouts anhand einiger Beispiele, die "Bewusstwerdung" der Menschen von damals (aus unserer Zeit also) und mögliche erste Handlungsschritte. Wir haben diese Dia-Show überarbeitet, aktualisiert und daraus ist eine Power Point- Präsentation entstanden unter dem Titel "HüterInnen des giftigen Feuers".
Diese Power Point-Präsentation werden wir nicht im Netz veröffentlichen, zeigen sie aber gerne überall dort, wo uns Menschen dazu einladen. Sie kann zu Schulungs- und Fortbildungszwecken, in Schulen und anderen Lernorten eingesetzt werden. Die Präsentation einschließlich einer imaginativen Einführung und anschließendem Austausch benötigt ca. 2-3 Stunden. Die Präambel zur Präsentation finden Sie hier: Präambel
Das eingangs erwähnte Zitat von Ruiko Muto, einer japanischen Anti-AKW-Aktivistin ist Teil einer Rede, die sie bei einer Demonstration vor 60.000 Menschen am 19. September 2011 in Tokyo hielt. Sie können diese hier lesen: Ruiko Muto
Ein Aspekt unseres Engagements betrifft wie oben erwähnt die radioaktive Verstrahlung, die bereits geschehen ist oder noch geschieht, besonders in Krisen- und Kriegsgebieten - wir sprechen von Waffen mit "abgereichertem Uran" (Depleted Uranium). In der Power Point Präsentation wird darauf eingegangen, weshalb wir hier einen Text von Rosalie Bertell dazu veröffentlichen.
- in Englisch
- von Peter Diehl in Deutsch
"Hoffnung ist nicht das,
was wir in Beweisen finden.
Sie ist das, was wir werden,
wenn wir handeln."
(Motto "Small Planet Institute")
Literaturhinweise siehe "Buchempfehlungen".
Weitere Informationen erhalten Sie hier: www.joannamacy.net